Teilnehmer des Treffens der Neuevangelisatoren hatten bevorzugten Zutritt zu der Messe mit dem Heiligen Vater am Sonntagmorgen. Da ich eine der Karten vom Samstagmorgen hatte, war befand ich mich in der dritten Reihe; vor diesen 3 Reihen saßen nur noch alle, die Priester, Bischöfe, Kardinäle und die, die die Kommunion vom Heiligen Vater selbst empfangen durften.
Die Messe war in Latein und zwar die Missa de Angelis, die ich mittlerweile einigermaßen kenne. (Gerade am vorigen Sonntag hatte ich üben können, als sich beim Versuch die Frühmesse der Pfarrgemeinde zu besuchen, herausstellt, dass die Urlaubsvertretung des Pfarrers nicht erschienen war und der Diakon nun einen Wortgottesdienst halten würde, woraufhin ich stante pede zur alten Messe fuhr, die in 20 min per Auto zu erreichen war.)
Beeindruckend war wie sehr die Lesungen zum Anliegen der Neuevangelisation passten; es waren die vom Sonntag des Kirchenjahres.
Auch einen Eindruck, allerdings eher den der Misere, die weite Teile der katholischen Kirche heimgesucht hat, hinterließ das Verhalten einiger weniger der "Träger der Neuevangelisation". Während viele einfach in tiefer Dankbarkeit und im Gebet auf den Beginn der Messe warteten, andere aufgeregt versuchten, möglichst viel zu filmen und zu fotografieren, standen ausgerechnet in der ersten und zweiten Reihe mehrere Herren und eine Dame frankophoner Herkunft, die laut palaverten und gestikulierten und sehr von ihrer Wichtigkeit überzeugt sehr überzeugt schienen und dabei ein denkbar schlechtes Beispiel für das Benehmen in einer Kirche setzten. Nach einer halben Stunde habe ich da interveniert, was es etwas dämpfte. Später beim Gottesdienst mussten die überall verteilten Sicherheitsleute auch mäßigend eingreifen.
Nein, die Neuevangelisation wird nicht einfach werden. Die Verweltlichung und Profanisierung hat vor niemandem Halt gemacht und es wird nicht leicht sein zeitgemäße und doch alles Wesentlich wahrende Asuprägungen der Liturgie und der Evangelisation zu finden, den Grat zu wandern zwischen Sinn für das Heilige und tiefer Mitmenschlichkeit, dass das Zwanglose nicht formlos wird und Ehrfurcht nicht zu Steifheit. Es wird nicht leicht sein, um das Feingefühl zu ringen, das die Begegnung sowohl mit dem Menschen als Einzelnen als auch mit Gott braucht und ohne das es keine Evangelisation geben kann.
Zu lange waren wir alle verwildert und wie hirtenlos und andere sind es noch mehr.
Viele kannten die Missa de angelis nicht, konnten nicht mitsingen. Aber viele wurden von den Gesängen berührt und summten sie noch nach, als sie den Dom verließen. Die Schönheit berührt und verändert, nimmt langsam die Entfremdung wieder weg.
Und da sind gute Hirten, allen voran der Heilige Vater selbst, die geduldig, freundlich, liebenswürdig und bestimmt den Weg vorangehen und vorleben, wie wir sein könnten, wenn wir mitgehen. Ihr Beispiel reißt mit. Und jeder von uns, der ihnen folgend, in der Christusähnlichkeit wächst, wird auch andere mitreißen, anziehend in der Schönheit dieser mit Entschiedenheit gepaarten Sanftmut.
Die Neuevangelisation ist ein Weg, keine Struktur. Eine Verwirklichung von Nachfolge, nicht Diskussionsrunden.
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