Oremus pro Pontifice nostro Franzisco.

Dominus conservet eum et vivificet eum

et beatum faciat eum in terra et

non tradat eum in animam inimicorum eius.

Samstag, 1. Januar 2011

Der Rhein fließt in den Tiber - 4: Es wird hässlich/Vor der dritten Sitzungsperiode, Anfang 1964



Die Beteiligten sahen zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich nicht, dass sich allmählich Dinge manifestierten, die das Konzil in sich sehr veränderten. Man sah die Sachzwänge: eine echte, ehrliche Diskussion mit so vielen Teilnehmern, hätte wohl noch viele Sitzungsperioden verlangt.  Daher wurden die Redemöglichkeiten stark beschränkt, was aber andererseits einen Meinungsbildungsprozess sehr behinderte. Es wurde leichter, die Diskussion zu manipulieren.
In der Begeisterung über strategische Erfolge und im Glauben, der Kirche damit nützen zu können, wurde gelegentlich vergessen, dass der Zweck nicht die Mittel heiligt. Andersdenkende wurden diffamiert oder lächerlich gemacht. Widerstand gegen die eigene Meinung wurde als Bedrohung gesehen.

Es begann im Januar 1964. Bischof Hengsbach von Essen schlug in einem Artikel vor, Details zu den Schemata sollten von Kommissionen erarbeitet werden, die natürlich nicht die Autorität des Konzils selbst hätten.
Elf Tage später traf sich die Koordinierungskommission im Vatikan und verfasste Beschlüsse mit Folgen, die die vierjährige Arbeit an einigen Schemata nichtig machten: das Schema über die Ostkirche und über die Priester waren stark zu kürzen. Ebenso das über Studien und Seminare, das über die katholischen Schulen und das über die Orden. Gleiches galt für das Dekret über das Ehesakrament und das über die Missionen. Die gekürzten Schemata sollten nicht mehr im Konzil diskutiert werden, sondern es sollte direkt eine Abstimmung stattfinden.
Dies sollte die Arbeit des Konzils beschleunigen. Interessant ist hier, was die Koordinierungskommission als weniger wichtig erachtete und daher auf diesen Status reduzierte.

Die Verfahrensregeln wurden dahin geändert, dass jeder, der eine Erklärung zurückweisen wollte, siebzig unterstützende Unterschriften benötigte, um den Redeantrag zu stellen (anfangs keine, im Vorjahr fünf). – Dadurch wurde die tatsächlich mögliche Diskussion, die von Papst Johannes XXIII gewünscht worden war, die aber sehr zeitaufwendig war, weitgehend eingeschränkt.
Diskutiert werden sollten das Schema über die Kirche, das über die Bischöfe, das über den Ökumenismus, über die göttliche Offenbarung, über das Laienapostolat und das über die Kirche in der Welt von heute.
Es bildeten sich Oppositionsgruppen von Bischöfen (genötigt durch die Zahl von 70 geforderten Unterschriften), die konservativste, die CIP bekam eine sehr schlechte Rezeption in der Presse – ein bedauerlicher Versuch, die – mittlerweile - Minoritätenmeinung (die zu Beginn des Konzils in vielem Majoritätsmeinung gewesen war) von vorneherein zu disqualifizieren. Auch seitens von Bischöfen kam es zu sehr unsachlichen Bemerkungen betreffs Angehöriger dieser Gruppe, als diese allmählich an Zulauf gewannen. Gerne wurde das Etikett „erzkonservativ“ verliehen.

Es ist hier auch wichtig, zu sehen, welche logistischen Probleme auftraten. Das Konzil fand bis zur vierten Sitzungsperiode ohne Simultanübersetzung, also nur auf Latein, statt, weil viele Vortragende fürchteten, die Übersetzung könne nicht gut genug sein. So aber waren viele des Lateins nicht ausreichend mächtig, um alle Details verstehen zu können.
Auch wurden keine offiziellen Aufzeichnungen der Interventionen erstellt. Diese führte zu einem nicht unerheblichen Mangel an Information unter den Konzilsvätern.

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