Oremus pro Pontifice nostro Franzisco.

Dominus conservet eum et vivificet eum

et beatum faciat eum in terra et

non tradat eum in animam inimicorum eius.

Sonntag, 16. Januar 2011

Ungleiches Recht für alle


Es nagt noch immer an mir, weil ich es damals als Unrecht empfand, aber nicht erklären konnte warum.
Bei einer mehrtägigen Exkursion in meinem Studienfach verkündete der Professor, der die Reise leitete am ersten Abend im fränkischen Gasthof, dass es für alle nur eine Mahlzeit gäbe, nämlich den Rinderbraten. Einer der Studenten sei Muslim und damit daher gebe es etwas, das alle essen könnten.

Ich fand das sehr unfair, weil das ausgewählte Gericht komplett aus Sachen bestand, die ich nicht aß. Weder den Rinderbraten noch den Kartoffelbrei noch das Rotkraut.  Aber irgendwie zählte nicht, dass das da nicht an mich ging, sondern nur, dass die anderen zur Auswahl stehenden Gerichte gar nicht in Frage kamen, weil die jemand anderem nicht recht waren.

Ich versuchte mir gut zuzureden, dass religiöse Gründe natürlich wichiger seien als individuelle Abneigungen. Nur wusste ich aus Erfahrung, dass bisher noch niemand darauf Rücksicht genommen hatte, dass der Freitag katholischerseits ein Fasttag ist.
Zwar ist es seit dem letzen Konzil nicht mehr verpflichtend, an diesem Tag kein Fleisch zu essen. In meiner Gegend ist es aber in vielen katholischen Familien doch noch üblich. Ich persönlich möchte das auch möglichst so halten. Es bringt mich ständig in Schwierigkeiten, weil der Freitag ein bevorzugter Tag für Einladungen und Partys zu sein scheint.
Nicht nur das, selbst in manchen katholischen Bildungshäusern hat man leider verloren, wenn man seine Fastengewohnheite am Freitag durchhalten will. Und es ist schon irgendwie ärgerlich, wenn man einige Euros für ein Abendessen berappen muss, von dem dann nur Brot, Butter und Ketchup essbar sind, weil der Rest aus Fleisch und Wurst besteht.

Auch bei Studien-Exkursionen war ich es schon gewohnt, eben stillschweigend oder sogar eine Entschuldigung murmelnd, eben nur ein paar Beilagen zu essen.

Und darum nagt die Erinnerung immer noch an mir.
Warum verdiente der eine aufgrund seiner Glaubensüberzeugungen Rücksichtnahme, während ich mich unter identischen Umständen für die meinen belächeln lassen oder mir dumme Kommentare anhören musste und muss?

An dieser Stelle mein Beileid an alle Vegetarier aus Überzeugung, denn die warten auch schon lange, dass auf Rücksicht auf ihre Gefühle der Fleischkonsum allgemein beendet wird.

Ich wähle als Beispiel lieber einmal die Gruppe der Vegetarier, die auch öfters belächelt und verspottet wird, weil es ja allgemeine Meinung zu sein scheint, dass man Christen (insbesondere Katholiken und Evangelikale, nach Meinung anderer auch Kopten) überhaupt nicht diskriminieren kann, weil die alles verdienen, was ihnen so widerfährt – vielleicht nicht persönlich aber in Kollektivhaft für jeden von einem Christen in 2000 Jahren begangenen Fehler- und weil selbst schuld ist, wer Überzeugungen folgen will, die nicht denen der veröffentlichten Meinung entsprechen, oder? Die müssten doch nur ihre Überzeugungen aufgeben und sie hätten gar kein Problem mehr, akzeptiert zu werden. Wie kann man denn da von Diskriminierung sprechen, wenn sie darauf bestehen anders zu sein und ihre Identität nicht ändern? Also darum die gesellschaftlich etwas akzeptierteren Vegetarier.

Vorzugsbehandlung gibt es aber – diskriminierenderweise – bisher nur für alle, die etwas gegen Schweinefleisch haben (nicht für Leute, die Einwände gegen andere Nahrungsmittel haben) oder für die, die darauf bestehen zwecks Demonstration ihrer Rechte ostentativ in der Öffentlichkeit sexuelle Handlungen durchzuführen (nicht für die, die ihre Kinder gerne vor so einem Anblick schützen möchten).  Oder die, die gesellschaftlich nicht akzeptable Gruppen wie Lebensrechtler oder Christen öffentlich mit Plakaten herabsetzen, bedrohen und beschimpfen (nicht für die so Herabgesetzten, Bedrohten und Beschimpften). Zugunsten erstgenannter Gruppen dürfen alle anderen diskriminiert und in ihren Rechten beschnitten werden.  

Liegt es nur einfach daran, dass z.B. die meisten Vegetarier eher nicht militant auftreten und selbst wenn sie mit Worten manchmal heftig werden, es bisher noch nicht zu vegetarisch begründeten Terroranschlägen radikaler Zweiggruppen gekommen ist?
Wieso eigentlich hat sich noch kein Gesetzgeber veranlasst gefühlt, die Vegetarier“rechte“ auf Fleischfreiheit und Vermeidung visueller und olfaktorischer Belästigung durch Fleisch und Wurst
 bindend durchzusetzen?
Ach, in dem Fall ist es vernünftig und einsichtig, dass eine Interessengruppe nicht allen anderen ihre Meinung aufoktroyieren darf?

Warum wird dieses Prinzip dann nicht durchgehalten?

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