(geschafft: nach fünf Tagen wieder da und einen Schnellleselauf der verlinkten Blogs hinter mir)
Meine eigenen Erfahrungen hinzufügen möchte dem Beitrag Hauptprobleme? von Stanislaus. Er führte dort vor ein paar Tagen aus, was dazu führen kann, dass Kinder (und Erwachsene) den erhöhten Altarraum/Chorraum in erster Linie als eine Art Bühne betrachten.
Am besten gebe ich hier die Volksmeinung in meiner Heimatgemeinde wieder. Aufgrund verschiedener Ereignisse, die nächstens im Wurstelheimer Kantorenkrieg ihren Niederschlag finden werden, wurden sämtliche Dienstausübende, die sich längere Zeit oder vorübergehend während der Gottesdienste im Altarraum aufhielten (Ausnahme Messdiener und Priester) als "Selbstdarsteller" bezeichnet.
Wenn dies einem der Verantwortlichen zu Ohren kam, führte das zu höchster Entrüstung: wie jemand es wagen könne, das sei doch ein Dienst an der Gemeinde (sic!!!) usw. Die so Gescholtenen waren sich dennoch einig, ihnen gingen die "Auftritte" verschiedener Personen schlichtweg auf die Nerven.
Aber wie das so ist, die Volksmeinung entsprach nicht dem offiziellen Kirchenverständnis und als gar wegen der nicht unbeachtlichen Unruhen zu denen es kam eine Befragung durchgeführt wurde und das Votum fast einstimmig war - ließ man es doch erst einmal unter den Tisch fallen. - Die Folge war, dass der Gottesdienstbesuch etwa auf die Hälfte zusammenbrach. Nicht dass alle diese Leute keine Messe mehr besucht hätten, aber es gab ja mindestens fünf andere Gemeinden in noch einigermaßen bequem erreichbarer Nähe. Zeitweise traf man mehr Pfarreimitglieder in anderen Pfarreien an als in der eigenen.
Eindeutig ist es auch bei den Familiengottesdiensten. Es geht gar nicht darum, die Messe für Kinder, so wie sie ist, verständlicher zu machen, sondern um die Pflichtteile der Liturgie (wobei die Pflicht großzügig ausgelegt wird) wird ein Programm gebaut, das Kinder mit religiösen Inhalten unterhalten soll. Die Priorität ist ganz klar, dass die Kinder Freude haben. Implizit wird auf Nachfrage dann erläutert, dass Gott sich doch auch freue, wenn die Kinder sich freuten. Also darf das Vorgehen nicht in Frage gestellt werden.
Was die Jugendgottesdienste, die ich (auch "mitgestaltend") miterlebte, so ging es dabei zwar weniger um Selbstdarstellung, sondern eher um Umerziehungsversuche. Mehr so als unterschwelliges "so sollte ein Gottesdienst aussehen, in dem wir uns so richtig wohlfühlen). Uns war damals zwar auch noch daneben klar, dass das Wort Gottesdienst etwas mit Dienst für Gott zu tun hat. Wir haben also schon versucht, Lieder auszuwählen, die Gott sicher auch gefallen, weil sie uns so gut gefallen und haben uns daran gehalten, wenn jemand sagte, irgendetwas ginge nicht. Aber der Haupteindruck war, dass die Gestaltung des Gottesdienstes als tiefsten Zweck hat, den Besuchern des Gottesdienstes diese Zeit der Anwesenheit in der Kirche (worin der Gottesdienst in erster Linie zu bestehen schien) möglichste angenehm und unterhaltsam zu gestalten.
Dabei schien es nur gerecht, dass jede Gruppe, die eine andere Ansicht über schön, angenehm und unterhaltsam hatte, irgendwann Regie führen durfte.
Nein, über die Liturgie hat uns nie jemand etwas erklärt. Ich habe etwas über die Elemente gehört, aus denen der Gottesdienst besteht und dass die Reihenfolge einzuhalten sei. Auch dass man nicht so gerne sähe, wenn manche Texte wie das Heilig, heilig beliebig ersetzt würden - das waren dann schon die Tipps für Fortgeschrittene -, es sei aber immer in Ordnung, etwas Annäherndes zu nehmen. Also beim Sanctus zumindest eine Art Loblied oder so.
Ich höre schon mein ganzes Leben lang, dass der Gottesdienst die Leute ansprechen soll oder verschiedene Zielgruppen. Und immer wird davon ausgegangen, dass es Gott am besten findet, wenn genau das getan wird. Also, wenn man das konsequent verfolgt, ist die Aussage: Gott findet alles gut, bei dem ihr euch richtig wohlfühlt.
Dass das so nicht stimmt, weiß ich inzwischen.
Ach ja. Gelegentlich wurde erwähnt, dass durch die Eucharistiefeier eine Heiligung der Teilnehmenden geschieht. Diese Erwähnung geschah gewöhnlich dann, wenn die Frage auftrat, ob es vielleicht richtig sei, gelegentlich beichten zu gehen. Ich weiß nicht mehr wie oft mir dann auseinandergesetzt wurde, dass, solange ich keinen Mord begehe oder andere bewusst schwer schädige, die Teilnahme an der Kommunion ausreichend sei, um jede Verbindung mit der Sünde für immer auszulöschen, weil ja durch die Eucharistie eine Heiligung geschehe. - Verheerende Aussagen, die so manche heutigen Zustände in unseren Pfarrgemeinden erklären.
was sie schreiben, ist natürlich gängige praxis in allen gemeinden.
AntwortenLöschendass eine erneuerung der kirche und des glaubens nur möglich sein wird durch eine reform der liturgie wird von jenen bestritten, die zu sehr in ihre lebenslüge verliebt sind, als dass sie zugeben könnten: wir haben uns geirrt.
leider sitzen diese herren zum teil sogar auf bischofsstühlen.
so kann man nur abwarten - und beten.
Wie wahr, wie wahr, sehr treffend formuliert und so erlebe ich es wohl auch... Was die mitgestalteten Jugendmessen angeht, erkenne ich mich in meiner Jugendzeit nur zu gut selbst wieder.
AntwortenLöschenStimmt, vor zwanzig-dreißig Jahren war ich auch fleißig dabei, Messen zu gestalten und für die Jungen verdaulicher zu machen.
AntwortenLöschenIch weiß gar nicht mal, ob ich damals dunkel geahnt habe, was ich heute weiß: Das leicht Verauliche bestand im Grunde darin, alles möglichst wegzulassen, was einen Blick auf die Tiefe des Mysteriums erlaubt hätte.
Jetzt weiß ich, dass selbst und gerade die stillen Messen in meiner Kindheit viel tiefere Spuren in mir hinterlassen hatten...Erst in einen solchen Erleben leuchtet der Zusammenhang der Sakramente und deren inneres Band auf...