Da schreiben und diskutieren sie, dass "die Kirche" den Missbrauchsopfern mehr zahlen soll. So wie BP - evtl. - alle Kosten für den Unfall vor der amerikanischen Küste, weil das ja ein Konzern ist, der da etwas wollte, was ihm Profit verschafft, und jetzt hat es statt Profit eben hohe Unkosten gegeben und das ist Geschäftsrisiko.
So weit, so schön. Und ja, es ist menschlich gesehen sicherlich gut, dass Menschen die Hilfe brauchen unterstützt werden, darum gibt es ja zahlreiche caritative Werke. Noch richtiger ist es, dass insbesondere denen nicht Hilfe verweigert wird, die unglücklicherweise auch noch durch die Mitchristen zu Schaden gekommen sind. Das ist ja auch für jeden von uns ein Schmerz, wenn die Brüder und Schwestern in Christus, sich so gar nicht christusähnlich verhalten: es ist ein Schlag gegen Jesus, es verletzt den ganzen Leib der Kirche in diesen Gliedern, in den andern Gliedern und an den Opfern und durch den berechtigten Zorn, der Außenstehenden noch einmal an allen diesen Betroffenen. Ein Prozess des Leidens, der sich zum Teufelskreis aufbaut.
Nur kommt es mir vor, als würde das irgendwie anders gesehen, so als sei "die Kirche" ein Konzern, der Geld von einer Gruppe für Leistungen Zahlender erwirtschaftet und dabei seine Gewinne - wie das Konzerne so tun - maximiert und als habe dieser Konzern Angestellte, die in seinem Auftrag dieser Gewinnerzielung nachkommen und ein konzerneigenes Vermögen, auf das man bei Regresspflicht mal einfach so zurückgreift.
Möglicherweise ist es auch überdenkenswert, wie und wo ein Bistum seine Gelder schwerpunktmäßig einsetzt. denn sie sollen ja dazu dienen, die Glaubensweitergabe zu unterstützen, dazu werden hierzulande - unser Kirchensteuersystem - Gehälter gezahlt. Doch was sind denn derzeit die ersten Stellen, an denen gekürzt wir. In den meisten Bistümern gehörten dazu Zuschüsse für Veranstaltungen der Glaubensvertiefung (Jugendliche und Erwachsene), teilweise Kostenerstattungen für Ehrenamtliche, die Verbreitung weltkirchlicher Informationen, Subventionierung von Bildungshäusern. Kirchliche Häuser für Fortbildungen sind reihenweise geschlossen worden in den letzten Jahren. Jetzt geht es sogar an die ersten Arbeitsplätze und so leicht es ist von Überbesetzung zu sprechen, für den Einzelnen ist es oft ein persönliches Drama. Baumaßnahmen sind weitgehend eingestellt. Kirchen werden verkauft.
Wer zahlt also das Geld, das vom "Konzern Kirche" eingefordert wird? - Fast ausschließlich wir, die Kirchensteuerzahlenden.
Wr zahlt nicht mit Geld sondern mit weniger zur Verfügung stehenden Geld, in sozialen, caritativen und evangelistischen Projekten? - Ich glaube, ich muss es nicht näher ausführen. Jede Menge Menschen, die gleichzeitig - ohne nachzudenken - laut fordern, "die Kirche" müsse da mal mehr rangenommen werden. Aber auch alle anderen. Es würde helfen, hier einmal mehr nachzudenken.
Sinnvoller wäre es möglicherweise, einen kirchlichen Spendenfond für Missbrauchsopfer zu initiieren oder mehrere. Ich fände das motivierender. Oder gibt es das schon und es wird kaum irgendwo erwähnt? Dann wäre das ein klares Manko.
Wir - Sie und ich - zahlen sowieso, entweder freiwillig über die Spende oder in Zwangshaft, wenn es von "der Kirche" eingeklagt wird.
Oder verschafft es mehr Befriedigung, ein Recht eingeklagt zu haben, statt - igitt igitt - mit etwas so unangenehmen wie Mitgefühl und Hilfsbereitschaft konfrontiert zu werden?
Das sind Fragen, die sich mir stellen, wenn ich die neuesten Angebote und Forderungen lese.
Sollte dann etwa eine Pfarrei regresspflichtig werden, weil es zwar Opfer in ihrer Mitte gibt, aber auch der Täter in ihr lebte und andere, die hätten reden können und geschwiegen haben? Oder ist es klar das Bistum, weil kirchliche Angestellte Mitarbeiter des Bischofs sind? Aber müsste dieser dann nicht auch persönlich haften? Oder müssten nicht die Täter für den Schaden aufkommen, den sie ihrem "Arbeitgeber" und der Gemeinschaft wie den Opfern verursacht haben?
Andererseits, wäre es in jedem Fall zu rechtfertigen, alles nur dem "Täter" aufzulasten, der möglicherweise unter der Last der Umstände einmal zusammengebrochen ist und in anderer Beziehung selbst Opfer ist? Und was mit denen, von denen es sich nach Jahrzehnten herausstellt, dass sie unschuldig angeklagt und verurteilt werden? Was wenn sich "die Schuldigen" gar nicht alle ausmachen lassen?
Und jenseits von Strafrecht, Arbeitsrecht und anderen Rechten: Wie sollte eine genuin christliche Antwort auf den traurigen Tatsachenbestand eigentlich idealerweise aussehen? Hat das schon jemand bedacht? Oder hält man es für völlig irrelevant? Nur, was wird uns das kosten, wenn wir nicht einmal alles von Christus her überdenken?
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