"Die stolze Reihe jener, denen so vieles nicht zumutbar ist, weist allerdings eine merkwürdige Lücke auf. Das ist der gläubige Katholik. Ihm kann interessanterweise alles zugemutet werden.
Etwa: daß er seine heiligsten Überzeugungen ungerührt und anstandslos gegen andere, völlig entgegengesetzte, vertausche …; daß er den ehrwürdigen Traditionen des kirchlichen Lebens ohne Träne den Abschied gäbe, als handle es isch um altes Gerümpel und wertlosen Tand, um an ihrer Stelle sich die blasse Nüchternheit intellektueller Skepsis zu eigen zu machen …; daß er die wahrhaft blasphemische Entstellung und Entweihung des Gotteswortes, der er täglich begegnet, mit Beifall und Sympathie quittiere; daß er der gezielten Mißleitung der jungen Generation … auch als Vater und Mutter tatenlos zusehe, ja seine freudig erregte Zustimmung spende; daß er die Lehren der Väter verächtlich finde, seine bisherigen Grundsätze belachenswert, daß er seine Ideale verrate, seine Schwüre breche und im Verzicht auf den letzten Funken Selbstachtung sich zum Partisanen und Handlanger des kirchlichen Suizids erniedrige."
S. 91/92, Ruinen im Licht, Eduard Kamenicky
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