Oremus pro Pontifice nostro Franzisco.

Dominus conservet eum et vivificet eum

et beatum faciat eum in terra et

non tradat eum in animam inimicorum eius.

Donnerstag, 3. Februar 2011

Vom Unsinn der Viri Probati – Debatte: Die Krise der Laien als tatsächiche Ausgangslage

Vorbemerkung: Wer auch immer die Diskussion über die Weihe so genannter „viri probati“ aufwirft, kann das nur dann mit einer gewissen Berechtigung tun, wenn er gar nicht vorhat, den Zölibat in Frage zu stellen. Es handelt sich hier nämlich in keiner Weise um die Frage, ob jemand der Ehelosigkeit versprochen hat, nun generell davon entpflichtet werden soll, sondern um eine Einzelfallerwägung, ob jemandem, der in einer gelungenen Ehe lebt, die Priesterweihe erteilt werden soll.

Den Anlass zu solchen Erwägungen (Weihe von viri probati), die wirklich nicht neu sind und auch nicht erstmals mit dem Vaticanum II in Erscheinung getreten sind, bildet gewöhnlich, die Sorge eines Bischofs, seiner Gemeinde den Zugang zu den Sakramenten nach besten Kräften  zu ermöglichen. So argumentierten vor 40 Jahren südamerikanische Bischöfe damit,  es erscheine ihnen dringend nötig, auch viri probati zu weihen, da sonst die Glaubensverkündigung leiden und die Kirche dahinsiechen werde.

Statt dessen fand sich eine andere Lösung, bzw. eine Kombination von Lösungen: Nämlich, Laien wurden gezielt geschult und gefördert, um als Katecheten tätig zu sein. Wobei das eigentlich Ziel ist, dass jeder Laie, ohne dazu eine Extra-Ermächtigung zu benötigen, klar Zeugnis von seinem Glauben geben kann und fähig ist, mit anderen gemeinsam zu beten und ihnen den Glauben zu erklären.

Wenn es dann, aufgrund eines tatsächlichen Mangels an Priestern (zum Beispiel in Pfarreien, die die Größe eines deutschen Bundeslandes haben und oft auch nicht durch (gute) Straßen erschlossen sind, dazu kommt, dass die Sakramente nur einmal in mehreren Wochen oder Monaten gespendet werden können, wird dies dennoch nicht zum Zusammenbruch der Gemeinde führen. Denn diese sind selbst kompetent genug, wichtige Glaubensfragen miteinander in regelmäßigen Treffen zu vermitteln und zumindest das gemeinsame Gebet zu pflegen. Natürlich wird die Freude groß sein, wenn dann tatsächlich ein Priester kommt und alle gemeinsam die Heilige Messe feiern können. Und natürlich werden alle diese gläubigen Menschen große Sehnsucht danach haben, dass es öfter dazu kommen kann. Sie werden aber auch, wenn es nötig ist, die Heiligkeit dieses seltenen Höhepunktes ihres Glaubenslebens um so mehr schätzen und sich sorgfältig  darauf vorbereiten und genauso sorgfältig in der Erinnerung an diese nicht selbstverständliche Gnade leben.

Wie anders aber sieht es hier in Deutschland aus:

-          Viele katholisch Getaufte haben gar keine Sehnsucht (mehr) nach der Eucharistiefeier, sondern ziehen einen Wortgottesdienst vor, weil sie ihn auf die eine oder andere Art unterhaltender finden.

-          D.h. die meisten kommen weder zu einer Eucharistiefeier noch zu einem Wortgottesdienst, sondern besuchen Sportveranstaltungen oder schlafen länger. Möglicherweise hätten sie dennoch gerne das angenehme Gefühl, dass in 5 Gehminuten Entfernung ein Gottesdienst (mit vollem Unterhaltungsprogramm) abgehalten wird, für den Fall, dass sie doch einmal das Bedürfnis verspüren sollten, einen solchen zu besuchen.

-          Darüber hinaus gehende Veranstaltungen, die der Glaubensvertiefung dienen könnten und sollten, stoßen auf ein Interesse von in etwa 12 Personen auf 3500 Getaufte, also 0,34 Prozent. Selbst wenn ich die vollkommen abwegige Zahl von 100 Interessierten einsetzen würde, stiege dieser Prozentsatz gerade einmal um eine Dezimalstelle an, 3,4 Prozent.

-          Von den Katholiken, die kirchliche Veranstaltungen (auch Gottesdienste) besuchen, kennen zwar alle diverse kirchliche Vorschriften und Überzeugungen, die die meisten von ihnen nicht beachten oder nur beachten, wenn es ihnen gelegen erscheint, aber fast niemand kann deren Sinn erklären oder begründen. Befragungen von Gruppen, die gerade eine „Katechese“ hinter sich haben (Firmlinge, Kommunionkinder, Heiratswillige) bringen denkwürdige Antworten wie dass das wichtigste am christlichen Glauben ist, nett zu einander zu sein.

-          Sporadisch gibt es noch familiäre Tischgebete. Gemeinsames Gebet in der Familie ist mir nur dem Hörensagen nach von seltenen Einzelfällen begannt. Meistens sind die Eltern dann Mitglied einer neuen geistlichen Gemeinschaft. Gemeinsames Gebet außerhalb der Familie und nicht gebunden an Sonn- und Feiertage ist gänzlich unattraktiv und wird kaum gesucht.

Vielleicht geht dem aufmerksamen Leser hier allmählich ein Licht auf: WIR HABEN KEINEN NOTSTAND AN GEWEIHTEN PERSONEN; WIR HABEN EINEN UNGLAUBLICHEN NOTSTAND IN DER BEFÄHIGUNG DER EINZELNEN LAIEN; IHREN EIGENEN GLAUBEN ZU PFLEGEN ODER GAR MIT ANDEREN ZU TEILEN.

STATT ALLE LAIEN ZU SCHULEN UND ZU UNTERSTÜTZEN; SIND IN DEN LETZTEN 40 JAHREN EINZELNE LAIEN SELEKTIV ZU EINER ART PARALLELKLERUS HERANGEBILDET WORDEN. In vielen Fällen verdienen sie damit ihren Lebensunterhalt und füllen Plätze aus, an denen sich sonst Ehrenamtliche engagieren würden. Die Mehrheit der Laien ist dadurch passiviert worden und eine Art Versorgungsmentalität wurde verstärkt. Das Bemühen um Glaubenswissen wurde im Bewusstsein vieler an eine dafür bezahlte Gruppe delegiert!!

WIR HABEN HIER EINE ECHTE KRISE DER LAIEN! Dieser Zustand würde durch eine Weihe von Viri probati nicht gebessert werden können. Denn für diese Weihe kämen ohnehin nur solche Laien in Frage, die sich bisher schon in vorbildlicher Weise eingesetzt haben. Es würde durch eine Weihe möglicherweise das (falsche) Bewusstsein vertieft, dass Laien nur Service in Anspruch nehmen aber sich nur selbst einsetzen sollte, wer auch ein offizielles Amt hat.

Natürlich wird von öffentlich wahrgenommenen Stellen wie dem ZDK immer wieder eine „Förderung der Laien“ gefordert. Nur leider ist damit nie eine Förderung aller Laien gemeint, sondern eine Übertragung priesterlicher Befugnisse auf einzelne Laien. Würden alle Laien, die sich laut beschweren, in ihrem Einsatz behindert zu sein, sich tatsächlich einsetzen: in der Katechese, in der Neuevangelisation, in den karitativen Diensten, als treue Glaubenszeugen überall in Politik und Gesellschaft, als Betende und auf Gott Vertrauende, als Menschen, die nicht ihren eigenen Vorteil suchen, sondern ihr Leben einsetzen, um anderen den Weg zu Gott zu ermöglichen – dann hätten wir lebendige Gemeinden. Aber die „fordernden Laien“ wollen nicht solche „niedrige Arbeiten“, sie hätten gerne Pöstchen. Sie wollen Anerkennung, Ehrung und – das wird sogar immer wieder formuliert – MACHT.

Mit genau diesen Forderungen zeigen sie, dass sie nicht begriffen haben, was ihre Aufgabe als verantwortliche Laien wäre. Mehr noch, sie demonstrieren, dass sie völlig ungeeignet sind, Ämter übertragen zu bekommen, da ihr Machtstreben stets ihre Dienstbereitschaft überlagern und verdrängen wird.




4 Kommentare:

  1. Danke, das trifft den Nagel auf den Kopf!

    In der Firmkateches habe ich erlebt, dass auch der Religionsunterricht nicht einmal eine "Basiskatechese" erreicht - stattdessen praktiziert man Reflexion über religiöse Inhalte, ohne dass den Schülern diese Inhalte oder gar die eine oder andere Grundlegung oder Voraussetzung kenne.
    Und dann soll man in 12 oder 13 Wochenstunden den Firmberwerbern nahebringen, was die Firmung (d.h. die Bekräftigung und Besiegelung für ein Leben als mündiger katholischer Christ) eigentlich alles bedeutet ... :-(

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  2. Schließe mich an: Viele Argumente von großem Wert. Ich freue mich darüber, weil ich ja selbst gerade drüber schreibe. Danke!

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  3. Ich war bei den Prozentangaben schludrig, also hier eine Korrektur:


    12/3500 = 0,0034 = *0,34%*
    100/3500 = 0,0286 = *2,86%*

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