Kein einfacher Gedenktag. Keine einfache mehr oder weniger belegbare Geschichte. Statt dessen die Geschichten dreier Frauen.
Von der einen, der Heiligen, kennen wir den Namen und die Umstände des Todes gar nicht. Ihr Grab mit der unverwesten Leiche wurde erst im 9. Jahrhundert gefunden und stammt möglicherweise aus den Christenverfolgungen um 300 herum. Die Gebeine liegen in der justinianischen Basilika des berühmten Kaharinenklosters auf dem Sinai, dem Kloster des Brennenden Dornbusches. Da es keinen Namen für sie gibt, kann sie wohl als die heilige Katharina betrachtet werden.
*****
Dann ist da die heilige Katharina, die es so wahrscheinlich nie gab. Diese Heilige kannte ich lange Zeit nur über das Verslein, das meine Mutter noch aus einem Gedicht über die 14 Nothelfer erinnerte: „Katharina mit dem Rädchen, das sind die heiligen drei Mädchen.“
Sie war im Mittelalter die beliebteste weibliche Heilige und Schutzpatronin nach der Jungfrau Maria selbst. Zuerst hatten die Kreuzritter sie als Patronin gewählt, wohl aufgrund ihres unerschütterlichen Mutes. Aber dann wuchs das Patronat kräftig an auf alle, die zu ihr einen Bezugspunkt finden konnten: Mädchen, Frauen, Ritter, Philosophen, Theologen und Gelehrte, Lehrer und Studenten, Redner und Advokaten, Wagner, Müller, Töpfer, Gerber, Spinner, Tuchhändler, Seiler, Schiffer, Buchdrucker, Sekretäre, Anwälte, Notare, Waffenschmiede, Schuhmacher, Frisöre, Näherinnen, Scherenschleifer und alle Berufe, die mit Rädern zu tun haben. Dazu kamen dann noch Krankenhäuser, Hochschulen und Bibliotheken. Sie sollte Helferin für Migräne (weil sie ja enthauptet wurde) und Krankheiten der Zunge (da sie eine gute Rednerin war) sowie für die Auffindung Ertrunkener sein.
Dargestellt wird sie mit Rad (Folter), Buch (Gelehrtheit), Schwert (Enthauptung) und Krone (eine königliche Frau und Märtyrerin).
1969 wurde sie aus dem Heiligenkalender gestrichen, da es sie nie gegeben habe. 2001 wurde sie wieder in diesen aufgenommen. In Dokumenten erwähnt ist sie nachweisbar erst ab 840.
Sie soll aus Zypern gestammt haben, aber 306 in Alexandrien hingerichtet worden sein. Sie sei eine sehr gebildete Frau gewesen, schön und reich, die sich zum Christentum bekehrt habe. Sie habe argumentativ viele für diesen Glauben gewonnen, so auch in einer Diskussion mit den 50 besten Philosophen, die in Alexandria aufzutreiben waren. Die Details der Folter, zu der es gekommen sein soll, weil sie weder den Kaiser Maxentius heiraten noch ihren Glauben aufgeben wollte. Beim Versuch sie zu rädern, soll das Rad zerbrochen sein. Schließlich wurde sie nach brutaler Folter enthauptet.
*****
Und dann eine dritte Frau, Hypatia, Philosophin, Gelehrte, klug, tugendhaft, überhaupt trifft auf sie fast alles zu, was in der Heiligenlegende erzählt wird, bis auf eines: Sie war keine Christin (und als sie ermordet wurde wohl bereits an die 60 Jahre alt). Das war im Jahr 415 in Alexandria und ist eines der Kapitel, durch der Name Christi sehr verunehrt worden ist. Gerne greife ich solche Kapitel nicht auf. Denn das waren Christen, die sie damals grausam umgebracht haben, weil sie ein relativ leichtes Opfer war, während der Auseinandersetzungen, die damals in Alexandria stattfanden.
Die Adventszeit soll ja – auch wenn das weitgehend durch Weihnachtsromantik überdeckt ist – eine Zeit der Vorbereitung und Buße sein. Da ist es durchaus angemessen auch solcher Opfer zu gedenken. Es ist natürlich leicht zu sagen, dass das keine richtigen Christen waren und wenn man von dem ausgeht, was Jesus Christus wollte, dann haben sie das klar nicht getan. Aber die Verantwortlichen waren getauft und zum Teil sogar hohe Würdenträger der Kirche. Ich kann mit fast 1595 Jahren Zeitunterschied und ohne mich näher mit den Quellen beschäftigt zu haben, nicht sagen, was sie eventuell als mildernd vorbringen würden. Es bleibt dennoch diese Untat, für die Hypatia nur exemplarisch steht, bestehen.
Es war keiner von uns. Es ist lange her. Es hat nie der christlichen Lehre entsprochen. Aber es ist geschehen. Beten wir für die, die heute so irregeführt sind, wie es damals unsere Brüder und Schwestern im Glauben waren. Auch das ist ein wichtiger Gedanke zur Eröffnung der geschlossenen Zeit (*) vor Weihnachten, die mit dem Katharinentag beginnt.
Heilige Katharina, bitte für uns!
*Geschlossene Zeit hieß, dass es von jetzt bis Weihnachten keine Tanzveranstaltungen und ähnliche Feiern mehr gab, da sich jeder mehr dem Gebet, der Besinnung und dem Fasten widmen sollte.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen