Oremus pro Pontifice nostro Franzisco.

Dominus conservet eum et vivificet eum

et beatum faciat eum in terra et

non tradat eum in animam inimicorum eius.

Sonntag, 21. November 2010

Gemeindeleben Wurstelheim: Die Ära der kuscheligen Gottesdienste (II)

Der Giebelraum war die ideale Lösung. Flugs war ein Tisch zum Altar umfunktioniert, und 24 Stühle wurden aufgestellt. Die am Rande waren zwar nicht für Erwachsene geeignet, da die Dachschrägenhöhe dort nur noch ca. 1 m betrug, doch bot dies ja auch eine Lösung zur Unterbringung der Mäntel und Jacken.

Dennoch, wie es fast immer der Fall ist, unzufriedene Zeitgenossen konnten das Murren einfach nicht lassen.
Es begann mit der Familie, die für ein Amt bezahlt hatte. Natürlich befand sich im Giebelraum des Pfarrzentrums keine Orgel. Glücklicherweise erinnerte sich nach diesem Vorfall jemand, dass die Heimorgel, die während der Renovierungsphase angeschafft worden war, nun einer der Organistinnen zur Verfügung gestellt worden war, die bei sich zuhause darauf übte. Mit einiger Mühe wurde diese die steile Treppe hinauf transportiert, und unter einer der Dachschrägen des Raumes aufgestellt.  Zum Ausgleich wurde der Tisch-Altar noch etwas nach hinten gerückt, so dass die Kniebeugen bei der Wandlung parallel zum Altar stattfanden.

An der schon erwähnten Treppe machten sich jedoch alsbald weitere Klagen fest. Da war zum Beispiel die gehbehinderte ältere Dame im Rollstuhl, die einen Gedenkgottesdienst für ihre Verstorbenen bestellt hatte.  Obwohl sie von Familienmitgliedern – natürlich ohne Rollstuhl, dieser  war bei bestem Willen nicht über die recht schmale und steile Treppe zu befördern -  nach oben getragen wurde, zeigte sie sich in keiner Weise dankbar und gab laut bekannt, hier nie mehr Gottesdienste aufsuchen zu wollen. (Die seit einigen Jahren bestehende Rampe an der Pfarrkirche hatte die Leute offensichtlich zu sehr verwöhnt.) Andere ältere Damen und Herren murrten – tückischerweise ohne den Pfarrer jemals direkt anzusprechen -, dass ihnen die gerade im Winter oft nasse Treppe mit Gehstock zu unfallträchtig sei.

Für eine gewisse Unruhe sorgte auch ein Ereignis, das schon zu Beginn der Adventzeit stattgefunden hatte, über das die Details allerdings erst im Januar allmählich in den öffentlichen Raum drangen.  Noch bevor Hochwürden Schlau die Kirche für Werktagsgottesdienste aller Art geschlossen hatte - auch dem Rosenkranzkreis wurde es strikt verweigert, notfalls in der kalten Kirche zu beten – hatte er im Rahmen der kulturfördernden Maßnahmen dem örtlichen Verein der Kulturfrauen die Nutzung der Kirche für eine ihrer Veranstaltungen zugesagt gehabt. Unglaublicherweise war er danach vom Pfarrgemeinderat (PGR) bedrängt worden, dafür mit den Veranstaltern einen Vertrag abzuschließen und sogar Unkosten zu verlangen.  So etwas war bis dahin nie da gewesen, und daher gab es auch kein dafür vorgesehenes Formular. Subversive (und eventuell kulturfeindliche) Elemente im PGR hatten daraufhin über Nacht ein entsprechendes Formular entworfen und ausgedruckt, das Hochwürden Schlau aber dann in seiner arbeitlichen Überlastung auszuhändigen vergaß.

Selbstverständlich konnte es den Kulturfrauen, den probenden Künstlern und den Veranstaltungsbesuchern nicht zugemutet werden, sich in einer ungeheizten Kirche zu erkälten. Welches Licht hätte das denn auf die Pfarrgemeinde geworfen? Und infolgedessen war die für Gottesdienste wegen Energiesparmaßnahmen gesperrte Kirche eben für zwei volle Tage komplett beheizt worden. Die Erregung darüber war vollkommen unverhältnismäßig.  Es wurden auch weitere unsachliche Argumente angeführt, wie Beschwerden, dass die Kulturfrauen, im Kirchenvorraum Brötchen und Glühwein verkauft hätten. Denn was hätten diese tun sollen? Für Stände war es draußen einfach zu kalt und windig gewesen.

Fraglos hätten sich jedenfalls schon nach kurzer Umstellungsphase alle an die neuen Gegebenheiten gewöhnt gehabt und das Gemeindeleben wäre so richtig aufgeblüht, wäre nicht ein Gemeindemitglied, das die Werktagsgottesdienste etliche Wochen nicht besucht hatte, auf die Idee verfallen, von dieser Gewohnheit abzuweichen.  Zwar war die Umverlegung der Werktagsgottesdienste in den Giebelraum des Pfarrzentrums an einem Sonntag im November in der Kirche verkündet worden, aber das war der entsprechenden Person wohl durch Abwesenheit entgangen. Sie beschwerte sich später darüber, dass in keinem der Mitteilungsblätter der Pfarrgemeinde darauf verwiesen worden war. Zwar hatte diese Person auch Gerüchte über eine Umverlegung der Werktagsgottesdienste gehört, da jedoch die Fenster der Sakristei erleuchtet waren (Pfarrer und Messdiener zogen sich dort um, im 100 m entfernten Pfarrzentrum bestand dazu wirklich keine Möglichkeit), doch die Tür des Kirchenschiffs war verschlossen. Ein Zettel, der die Lokation des Gottesdienstes angekündigt hätte, habe gefehlt. 

 (Fortsetzung folgt morgen – da die Ereignisse gerade ihrem Kulminationspunkt zustreben, weichen wir für die kommende Folge vom normalen Publikationszyklus der Wurstelheimserie ab.)

2 Kommentare:

  1. Ganz klasse, eine Kirche die man nur von außen ansehen darf. Wenn eine da ist sollte sie auch genutzt werden.
    Es gibt Dinge die ließen sich so einfach regeln, indem man Zusammenhalt demonstriert, das niemand mehr zum Gottesdienst kommt. Aber nein immer dieses Misstrauen, will mich jemand ausschmieren, was macht das für einen
    Eindruck. Immer Angst man könnte dadurch Nachteile haben. Und dann kommen doch wieder alle. Ein einzelner der
    dann zum Buhmann wird kann nichts ausrichten.
    Heizkosten spart man indem man dämmt oder die Heizung konstant laufen lässt, nicht aufheizen und wieder abkühlen lassen.

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  2. @vobo
    Viele kommen wegen so etwas auch nicht mehr zum Gottesdienst. Aber das trifft nicht den dortigen Pfarrer, der würde nämlich am liebsten ohnehin keinen Gottesdienst halten müssen (und damit ist er nicht der einzige, der klar den Beruf verfehlt hat).
    Nun ist einigen von uns der Gottesdienst sehr wichtig für unsere Beziehung mit Gott - diese Gruppe ist gleich, was geschieht, am härtesten getroffen.

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