Während der Wurstelheimer PGR (Pfarrgemeinderat) weiterhin seine Zeit in der Liturgie-Werkstatt aufopfert, möchten wir dem rätselhaften Phänomen des Wurstelheimer Gottesdienstbesucherschwundes selber ein wenig weiter nachgehen. Unsere ersten Nachforschungen konnten leider kein Licht ins Dunkel bringen. Denn Wurstelheim ist eine wirklich vorbildliche Gemeinde. Man betrachte nur das essentiell christliche Thema des Umweltbewusstseins.
Schon lange bevor der höchste Prälat der Dekanatsgruppe Weinland, Dr. Dr. Heinz Schlemmert, in einem Interview im September dieses Jahres betonte, dass es mehr spirituelle Impulse aus der Mitte des Glaubens in der Debatte um die Zukunft unserer Energieversorgung geben muss, hatte man in Wurstelheim schon längst die Priorität dieses Auftrages in die Praxis umgesetzt.
Zunächst war die Gemeindeleitung Wurstelheim zwar von der Höhe einer Heizkostenrechnung im Jahre 2008 überwältigt worden, die hohe Nachzahlungen erfordert hatte. Denn die Einsparungsmöglichkeiten schienen begrenzt. Weder schien es realistisch, bei den das Pfarrheim benutzenden Gruppen zwingend durchzusetzen, nicht bei offenen Fenstern die Heizungen hochzudrehen, noch konnte man das Risiko eingehen, dass Einzelne bei diesen für das Gemeindeleben hoch relevanten Veranstaltungen frieren würden. Genausowenig kam in Frage, der Gruppe, die im alten Pfarrheim gegen Bezahlung Kleinkinder betreute. etwa die Heizung abzudrehen. Gleiches galt für den Kindergarten. Das Besucherzimmer des Pfarrhauses war ohnehin schon kühl gehalten und dem Pfarrer war nicht zuzumuten, die Heizkostenrechnung selbst zu übernehmen, da die Zählerkosten für das Pfarrbüro nicht getrennt ermittelt wurden. Doch schließlich fand man die ideale Lösung: „Wir muten unseren Kirchenbesuchern in der kalten Jahreszeit eine kalte Kirche zu, weil uns das Umweltbewusstsein wichtig ist,“ erklärte der PGR in einem seiner Protokolle des Jahres 2009.
Diese wegweisende Entscheidung setzte viel Kreativität frei. Schrittweise wurden die Kirchentemperaturen für Werktage auf etwa 5 Grad abgesenkt, während man an Sonntagen in luxuriösen 12 Grad schwelgen konnte. Ausgenommen war natürlich die Sakristei, in der Hochwürden Schlau sich umzieht und wo seine nicht winterfesten Pflanzen untergebracht wurden.
Weitere Einsparmöglichkeiten ergaben sich bei der Beleuchtung. Indem man bis um Einzug mit einer einzelnen Glühbirne auskam und auch während des Gottesdienstes größere Teile der Kirche unbeleuchtet ließ, ließen sich pro Gottesdienst weitere 50 Cent sparen. So konnte den meisten Gottesdienstbesuchern auch endlich die Unart abgewöhnt werden, die hinteren Bänke zu besetzen.
Ein noch größeres Sparpotenzial zeigte sich bei den elektrisch betriebenen Glocken der Pfarrkirche. Bis dahin war beim Tod eines Gemeindemitgliedes nach Bekanntwerden dieses Ereignisses das Totengeläut erklungen. Mit dieser energiefressenden Maßnahme hat es nun ein Ende. Totengeläut gibt es jetzt nur noch als Verlängerung des von fünf auf zwei Minuten gekürzten Angelusgeläutes, ohne Unterbrechung und ohne die energieverschlingende Aktivierung der Totenglocke. Auch sonstige Läutzeiten wurden drastisch gekürzt. So dauert das Vorläuten nun nur noch 1 statt bis zu 5 Minuten und das „Zusammenläuten“ vor Gottesdiensten wurde von fast 10 auf maximal 5 Minuten gekürzt.
Wer denkt, hiermit wäre das Sparpotenzial ausgeschöpft gewesen, irrt sich. Als Beispiele möchten wir hier nur anführen, dass Kerzenschmuck des Altares sich im Advent als absolut unnötig erwiesen hat, da auch eine Ecke des Adventskranzes über eine Altarecke gestellt werden kannn. Für die Osterkerze nimmt man ein Plastikimitat, dessen Verzierungen an Ostern ausgetauscht werden und lässt als Licht ein Teelicht brennen. Opferlichter am Seitenaltar werden im Supermarkt für etwa 5 Cent das Stück eingekauft und für 1 Euro zur Verfügung gestellt. (Das Mitbringen eigener Teelichter ist natürlich strengstens untersagt.) Blumenschmuck erübrigt sich im Winterhalbjahr, da hier weitere Pflanzen von Hochwürden Schlau zur Verfügung gestellt werden, die während dieser Zeit nicht im Freien bleiben können.
Sparmaßnahmen sind in Wurstelheim zutiefst verinnerlicht. So spart Hochwürden Schlau während der Fastenzeit des öfteren den liturgischen Teil des Kyrie und geht vom Eingangslied, das ein Kyrie als Wort enthält direkt zum Tagesgebet über. Da auch das kürzeste Hochgebet noch zu lange ist, ergeben sich auch hier zahlreiche Einsparmöglichkeiten. Wir sehen, der Kreativität und Phantasie sind keine Grenzen gesetzt.
Um so unverständlicher scheint uns das ständige Anwachsen des Ausbleibens der Gottesdienstbesucher.
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