Als jener Gottesdienstbesucher sich dann dem Pfarrzentrum näherte, gingen gerade die Gruppenstunden der Erstkommunionkinder zu Ende und eine der betreuenden Mütter war gerade dabei das Pfarrzentrum zu verschließen. Der etwas verwirrte Neuankömmling erkundigte sich, ob denn nicht jetzt dort ein Gottesdienst stattfände, es habe doch auch dafür geläutet. Die Mütter wussten von nichts, erklärten sich allerdings bereit, die Haupttür offen zu lassen, bis die Frage geklärt war. Ein Blick in den Giebelraum ergab, dass hier tatsächlich einige Gemeindemitglieder zum Gottesdienst versammelt zu sein schienen.
Nicht nur die Kommunionmütter wussten nichts von der Sonderveranstaltung im Giebelraum. Kaum hatte Pfarrer Schlau dass Kyrie gesprochen, erschallten aus dem Treppenhaus mehrere krachende Schläge. Nachdem Hochwürden tiefrot im Gesicht etwa eine Minute (unter weiterem Krachen draußen) still da gestanden hatte, erhob sich eine der Damen des Rosenkranzkreises und ging nach draußen; eine Szene die sich wiederholen sollte. Wie sich später herausstellte, hatte eine Jugendgruppe, die nichts von dem Gottesdienst wusste, dringend einen Tisch vom Erdgeschoss in den Keller befördern müssen und hatte mit den Tücken des engen Treppenhauses zu kämpfen gehabt. – Der Gemeindereferent wies später darauf hin, dass es Jugend- und Firmgruppen nicht zuzumuten sei, darauf hingewiesen zu werden, sie möchten Rücksicht auf etwaige Gottesdienste nehmen. Solche Maßnahmen könnten die jungen Leute nur verschrecken und für immer der Gemeinde entfremden und seien tunlichst zu unterlassen. Schließlich werde ihnen durch so etwas Ablehnung seitens der Kirchenstruktur vermittelt, und Messen seien der jugendlichen Erlebenswelt so fremd, dass hier kein Verständnis erwartet werden könne.
Der schon erwähnte – mehr oder minder zufällige – Gottesdienstbesucher nahm jedoch diesen ganz regulären Gottesdienst zum Anlass zu wahrhaft unerhörten Maßnahmen. Nicht nur informierte diese Person den Dekan und behauptete absolut unzutreffend, bei der Rückkehr vom Kommunionempfang, bei dem sich die Kommunikanten abgeknickt oder geduckt unter der Dachschräge hindurch bewegt hätten (niemand sonst hatte bisher daran Anstoß genommen!) sei eine alte Dame mit lautem Knall mit ebendieser Schräge kollidiert. Nein, dieser Eindringling bezeichnete die kurzen Besinnungspausen des Pfarrers während des Tischtransportes durchs Treppenhaus ebenfalls völlig unzutreffend als „Unterbrechungen“. Wahrhaft ungeheuerlich! Schlimmer noch, in einem Brief, den nicht nur der gesamte PGR erhielt, sondern der auch in Nachbargemeinden auftauchte, fiel in beleidigender Absicht der Ausdruck „Schilda“. Und noch immer nicht genug! Es wurde eine Beschwerde bei der Ortsgemeinde angedroht, weil hier eine öffentliche Veranstaltung nicht barrierefrei angeboten werde und das Nicht-Vorhandensein eines Notausgangs bei Nutzung eines Dachraumes am Ende einer schmalen Treppen die Feuerschutzbestimmungen verletze.
Jeder wird hier nachvollziehen können, dass ob solcher Demütigungen der Zorn des Pfarrers, der den Giebelraum doch so fürsorglich ausgesucht hatte, nur mit Mühe durch den PGR-Vorsitzenden zurückgehalten werden konnte. (Fortsetzung folgt)
Und jetzt noch das Label!
AntwortenLöschenDann kann man Wurstelheim als Gesamtkunstwerk lesen.
@ dilettantus in interrete
AntwortenLöschenIst gesetzt. Ich weiß, in der Hektik vergesse ich es öfters mal.
Es ist aber lange noch nicht zu Ende. Zu dieser Episonde kommt zwar nur noch ein kleines Stück, aber es gibt mehr.
Und das schlimme ist: Wurstelheime gibt es mehrere in D - vermutlich auch in A etc... *traurig*
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