Oremus pro Pontifice nostro Franzisco.

Dominus conservet eum et vivificet eum

et beatum faciat eum in terra et

non tradat eum in animam inimicorum eius.

Dienstag, 16. November 2010

Appell zur Beseitigung der Ratlosigkeit

Ich möchte ebenfalls wie Fortes-fide auf das Interview von Pfarrer Jolie in der KU hinweisen. Zwar ist mir die KU (falls das die KU ist, von der mir vor einiger Zeit ein paar Exemplare untergekommen sind - das Format war ein anderes und ich kann daher eine Namensdopplung nicht ausschließen) wegen verschiedener recht unsachlicher Artikel nicht gerade sympathisch, aber dieses Interview bringt sehr viele wichtige Punkte gut und klar zur Sprache. Dank an Pfarrer Jolie.

Auch ich halte es für ein wichtiges Anliegen, die Situation der verfolgten Christen weltweit im Fokus zu halten und habe dafür letzthin auch meine Mailverteiler eingesetzt. Dennoch ist auch die Lage der deutschen Kirche ein nicht zu vernachlässigender Faktor. Denn wäre es um den christlichen Glauben hierzulande besser bestellt, würde auch die Not der Brüder und Schwestern weltweit mehr Gehör und Hilfe finden.

Daher möchte ich in mehreren Posts Teile aus dem Interview mit Pfarrer Hendrick Jolie aufgreifen, und zwar nicht in chronologischer Reihenfolge. Sondern meine Argumentation im vorigen Absatz aufgreifend, beginne ich mit einer Passage auf S. 20/21 der Novemberausgabe der KU. Ich gebe es hier paraphrasiert wieder, das Original ist hier nachlesbar.

Gespräche des Priesternetzwerkes mit mehreren (!) Dikasterien (=Räte, Kongregationen) in Rom ergaben, dass dort alle sehr gut wissen, was in Deutschland geschieht, ja, es war noch mehr bekannt, als was unsere deutsche Priesterdelegation in Dossiers sorgfältig zusammengestellt hatte. Aber alle dort scheinen ratlos, was zu tun ist  Das Staatsekretariat des Vatikans teilte mit - laut diesem Interview -, dass Briefe, Ermahnungen, Anweisungen einfach übergangen würden "dass es einem die Sprache verschlage" und dass man eben nur abwarten könne, bis das deutsche Kirchensteuerwesen, auf das sich der Apparat der Kirche hier in Deutschland stützt zusammenbricht oder sich das Problem dadurch löst, dass die bisherigen Amtsträger in mehr oder weniger gesegnetem Alter dahinscheiden.

Ich weiß auch nicht, wie man den offenbar recht hilf- und ratlosen römischen Dikasterien zur Seite stehen kann. Außer dass ich hiermit auch anfange, diese Wahrheit publik zu machen.

Auf dass diejenigen, die sich als mutig bezeichnen, während sie ohne Rücksicht auf Verluste ihre Meinung publik machen und durchsetzen, dies nicht mehr lange tun können, ohne dass die Lüge offensichtlich wird.
Auf dass die, die keine Meinung zur Kenntnis nehmen wollen als ihre eigene, die sie nun schon seit Jahrzehnten teils den einfachen Laien aufzwingen, teils durch Vorenthalten wichtiger und entscheidender Informationen ebendieselben dahingehend manipulieren, dass sie ihnen Gefolge leisten, mit ihrem Tun endlich einmal konfrontiert werden.

Ich weiß, dass das eine Aufgabe ist wie David gegen Goliath und darum auch durch keinen Kraftakt zu gewinnen ist.
Aber ein paar Dinge können wir zumindest: beten und die Tatsachen dokumentieren (sich nicht bei kleinen Skandalen über einzelne aufhaltend, das ist nur Ablenkung in diesem Rahmen, sondern in Bezug auf die Desinformation, Fehlinformation und Informationsvorenthaltung).

Sagen wir nicht, wir hätten es schon oft getan. Andere werden ja auch nicht müde ihre schon zig-tausendfach verbreiteten stets aufgewärmten Thesen zu wiederholen. Und lange Zeit waren die Möglichkeiten gering, dagegen die Stimme zu erheben, weil die Medien dazu fehlten bzw. fest in der Hand dieser Gruppe waren.

Kommen wir den Bischöfen und Priestern endlich zu Hilfe, die da vielleicht auf mehr Signale warten, die schon fürchten, vom "Volk Gottes" sei fast nichts mehr übrig.
Verleihen wir den vielen Katholiken eine Stimme, die nicht gut mit dem Internet umzugehen wissen, und hilflos sehen, wie alles, was ihnen wertvoll ist, ringsum in Trümmer gelegt wird. Denen die im Schwanken zwischen Hoffnungslosigkeit und Gottvertrauen ausharren und manchmal verzweifelt um ihre Kinder und Enkel beten, die selbst nie gelernt haben zu argumentieren und lange vertrauten, dass Bischöfe und Priester sich der Probleme annehmen werden, während diese ihrerseits warteten, dass Laien das Wort ergreifen.

Doch statt der normalen Laien ergriff in erster Linie eine Gruppe das Wort, die ich mangels geeigneter Worte nur als "Halb-Kleriker" bezeichnen kann: Dienste zu Ämtern machend, durch Ausübung dieser zu einer Art informierter "Aristokratie" werdend, sich das Recht nehmend im Namen von Menschen zu sprechen, die sie nie beauftragt hatten.

Ich will nicht bestreiten, dass all dies oft in bester Absicht geschehen ist. Aber ich sehe, dass das Verhalten dieser Gruppe die Hilflosigkeit ganz unten (ämterlose Katholiken) und ganz oben (Rom, Bischöfe) zumindest sehr verstärkt hat.

Ich bin mir auch klar darüber, dass dies hier kein besonders gut durchformulierter Appell ist. Andere können das sicherlich besser aufgreifen. Ich habe allerdings den Eindruck, dass Handeln hier sehr gefordert ist.

Sicherlich gilt es hier noch einiges, auch im Dialog und im Gebet zu klären, doch dies ist ein an der katholischen Lehre ausgerichteter Dialog, den wir wirklich dringend benötigen.

Soviel fürs erste.

2 Kommentare:

  1. es macht keinen guten Eindruck, wenn katholische Priester über ihre Bischöfe öffentlich zu Gericht sitzen und sie öffentlich anklagen. Das ist unkatholische Rebellion

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  2. @ Stefan
    Das stimmt. Aber das wird in diesem Interview nicht getan. Es werden nur Mißstaende benannt, ohne dass jemand namentlich dafür verantwortlich gemacht würde.
    Das Interview geht so weit, wie es unter eben Berücksichtigung dieser Umstände gehen kann.

    Hier sind wohl auch schon teilweise Jahrzehnte vorangegangen, in denen das direkte Gespräch gesucht wurde.
    Aus genau dem Grund, dass Öffentlichkeit manchmal mehr schadet als nutzt, kann ich hier leider nicht belegen, warum in einigen Fällen der von diesem Priesternetzwerk beschrittene Weg quasi ein letzter Versuch des Hilferufes ist.
    Ich möchte hierbei betonen, dass ich niemanden vom Netzwerk direkt oder auch nur über Dritte kenne und dass, was ich weiß, auf von diesen Personen völlig unabhängigen aber zuverlässigen Informationen beruht.
    Es ist mein Eindruck - und nicht nur meiner -, dass es den meisten der Bischöfe ein großes Anliegen ist, klug und ihrer Hirtenaufgabe gemäß zu handeln.
    Nur ist die ganze Struktur unserer Kirche in Deutschland nicht gerade geeignet, um ein klares Bild von einigen Problemen zu bekommen.
    Viele der Gläubigen sind in keiner Weise repräsentiert und einzelne Gruppen sind stark überrepräsentiert. Viele geben sich als Sprecher für größere Gruppen aus, ohne in tatsächlicher Rücksprache mit denen zu stehen, für die zu sprechen sie behaupten.

    Da gerade den Priestern in ihrer Loyalitätsverpflichtung gegenüber ihrem jeweiligen Bischöfen die Möglichkeiten sehr beschnitten sind, ist es eine Aufgabe der Laien sich hier mehr zu engagieren.

    Natürlich ohne gegenüber den Bischöfen respektlos zu werden. Aber wir sind den Bischöfen auch keine Gesprächspartner, wenn auf problematische Entscheidungen, deren Folgen, wie es scheint, gelegentlich nicht völlig durchdacht wurden, nicht auch deutlich hingewiesen wird.

    Was die Rebellion angeht, so müsste man bei genauem Betrachten festhalten, dass weite Teile der katholischen Kirche in Deutschland entweder schon lange in fortwährender Rebellion gegen Autorität des Papstes und Weisungen seiner Dikasterien stehen (was wir nicht hoffen wollen)- oder weitgehend die Kontrolle über ihre eigenen Angestellten und Mitarbeiter verloren haben (was ein sehr trauriger Zustand wäre). Was es ist, ist nicht klar zu entscheiden. Möglicherweise sind manche verantwortliche Leiter auch so mit anderen Problemen beschäftigt, dass ihnen die unter ihrer eigenen Leitung entstandenen Widersprüche noch nicht aufgefallen sind. Dann wäre es ebenfalls notwendig auf diese hinzuweisen, damit sie nicht unwissentlich in dieser Angelegenheit in Sünde fallen.

    Es ist absolut zutreffend, dass selbst wenn der schlimmste Fall zuträfe und wichtige Verantwortungsträger rebellisch handelten, das nicht rechtfertigen würde, es ihnen gleich zu tun, ob nun mit ihnen oder gegen sie.

    Das Priesternetzwerk weist klar daraufhin, dass sich hier viele Priester in einem echten und sehr schmerzlichen Gewissenskonflikt befinden, weil gleich, was sie tun, sie entweder den Gehorsam gegenüber dem Papst oder gegenüber dem Bischof brechen.

    Möglicherweise haben einige Verantwortungsträger noch nicht erkannt, in welche Lage sie viele andere durch ihre Entscheidungen bringen.
    Möglicherweise sind die Versuche, sie persönlich zu erreichen und darauf anzusprechen, an verschiedensten Widrigkeiten gescheitert.
    In so einem Fall bliebe nur noch die Möglichkeit, es über ein allgemein zugängliches Medium zu versuchen. So wie jetzt geschehen.

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