Ich halte das für ein interessantes Thema, das gründlicher zu erörtern wäre. Eine der ständigen Forderungen aus ZdK- und ähnlichen Kreisen ist ja, dass „die“ Laien mehr als mitverantwortlich anerkannt werden sollen. Dazu wurde vor wenigen Tagen ein neuer Arbeitskreis gegründet, der jetzt viele Leute viele Stunden Zeit kosten und vermutliche größere Quantitäten an Frustration und ohnmächtigem Zorn in allen verschiedenen Lagern erzeugen wird.
Natürlich weiß ich nach der allgemeinen Definition, was ein Laie ist. Nur bin ich mir immer sicherer, dass diese Bezeichnung von vielen ganz anders verstanden wird. Und ganz besonders von denen, die ständig noch mehr „Mitverantwortung“ einfordern und damit „vollständige Machtübertragung an sich selbst und einen privilegierten Kreis“ zu meinen scheinen.
Einige scheinen es besonders stark einzuengen auf „alle Nicht-Priester und Nicht-Ordensleute, die Theologie mit einem beliebigen Abschluss studiert haben“. Denn ein Laie ohne theologischen Abschluss versteht oft kaum, um was es diesen „hoch informierten“ Laien geht und kann nur schwer mitreden. Nicht als qualifizierend anerkannt werden Glaubenserfahrung und Frömmigkeit. Nein, es muss eine akademische Qualifikation her oder doch zumindest etwas Beurkundbares (allerdings nicht der Taufschein).
Geschaffen wird im Grunde eine differenzierte Ständegesellschaft. Nehmen wir eine ganz normale Pfarrei oder was auch immer inzwischen mancherorts als kleinste kirchliche Verwaltungseinheit zählt. Gewöhnlich finden sich darin ein oder mehrere Geweihte, Priester und Diakon€, ein oder mehrere Hauptamtliche und etliche Ehrenamtliche verschiedenster Art. Priester und Diakon sind ganz klar keine Laien. Obwohl da manche Diakone nicht ganz mit sich selbst einig zu sein scheinen. Gegenüber dem Pfarrer vertreten sie gerne alle Laien, von den Laien möchten sie gerne als dem Pfarrer auf jeden Fall völlig gleichwertig betrachtet werden.
Dann gibt es da die Gemeinde- und Pastoralreferenten (m/w). Kirchenrechtlich Laien. In den Augen der nicht in kirchlichen Diensten Stehenden eine Art Pseudokleriker, die offensichtlich beträchtliche Machtbefugnisse haben. Sie entscheiden über vieles in der Pfarrei, können missliebige Personen je nach Gesamtlage mehr oder weniger öffentlich zur persona non grata erklären, solidarisieren sich manchmal mit den Nicht-Theologen-Laien, erwarten aber von diesen als jemand mit in etwa gleichrangigem Leitungs- und Befähigungsstatus wie Pfarrer und Diakon anerkannt zu werden. Da die Menschen dazu neigen, Leiter haben zu wollen, werden diese Forderungen oft erfüllt. Oft kümmern sich diese „hauptamtlichen Laien“ um Bereiche, die vorher von Ehrenamtlichen geleitet wurden, die jetzt aber als weniger qualifiziert gelten, so dass diese Laien-Laien sich aus ihren Tätigkeiten zurückziehen. In solchen Fällen haben sich Hauptamtliche (Laien) oft als Hemmschuh für die Förderung des Engagements von Laien herausgestellt, Denn das sähe – insbesondere ihrer eigenen Meinung nach - ja seltsam aus, wenn unqualifizierte Laien leiten würden, werden die studierten Laien bescheiden einen Dienst verrichten.
Sicher gibt es auch hauptamtliche kirchliche Angestellte, die einfach nur ihren Mitchristen dienen und den Glauben verkünden wollen. Aber es ist nur allzu menschlich, die errungene Qualifikation auch gewürdigt sehen zu wollen – mit einer Leitungsposition.
Dann gibt es die Ehrenamtlichen, die per Definition tatsächlich einen Dienst ausüben. Nur, wie war das doch mit den menschlichen Ambitionen? Auch hier gilt es sehr zu differenzieren. Es gibt die, die wirklich, was sie sind und haben einsetzen um zu dienen. Dass dabei auf gelegentliche verbale Würdigung gehofft wird, ist nur natürlich. Aber es gibt auch Fälle, in denen die Laien-Laien ohne offizielles Ehrenamt allmählich den Eindruck gewinnen, dass die Ehrenamtsträger sich für ihnen überlegen halten und daher meinen, mehr Rechte einfordern zu können.
Überhaupt die Rechte. Eigentlich gibt es keine. Da ist ein Dienst. Sicher ist es ein Privileg, dem Reich Gottes dienen zu dürfen aber ein Dienst kann eigentlich nicht zum Anrecht werden. Genau diese Besitzergreifung findet aber oft statt, die Umwandlung des Dienstes zum geschuldeten Amt. Dann muss eine Gemeinde auf eine sonntägliche Eucharistiefeier verzichten, obwohl ein Priester anwesend ist, weil doch der Laie (oder Diakon) eine Wort-Gottes-Feier vorbereitet hat. Dann wird die Kommunion nur von Laien ausgeteilt, obwohl Priester und/oder Diakon anwesend sind. Der Dienst, der dienen sollte, um Härten zu mildern, ist zum Anrecht geworden, das auf jeden Fall zu wahren ist.
Was ist den Laien denn tatsächlich verwehrt, was so erbitterte Proteste und Frustrationen herausfordert? Nicht die evangelistische Tätigkeit noch die katechetische, nicht die Organisation von Glaubenswochenenden für alle Altersstufen oder caritative Dienste welcher Art auch immer. Und was werden da oft händeringend Laien gesucht, die bereit sind, sich dieser wichtigen Aufgaben anzunehmen! Das Predigen nur in einer Eucharistiefeier. Die Verwaltungsräte können sich in finanziellen Fragen dem Pfarrer entgegenstellen, wenn sie einig sind, denn das Geld ist Gemeindeeigentum. Ja, was ist es denn, was da angeblich noch verweigert wird?
Eigentlich nur eines: die offizielle (denn inoffiziell besteht sie sogar mancherorts) Einsetzung in eine Position, der der Priester untergeordnet ist. Vielleicht würden manche entrüstet entgegnen, sie wollten nur Parität (mit dem Hintergedanken, dass sie sich die Hauptleitung dann schon selbst erarbeiten, fähig wie sie sind).
In manchen Gemeinden (jüngst hörte ich ein Beispiel aus dem Bistum Aachen) ist man sogar schon weiter. Dort gab es einen Fall, wo Priester schon generell als überholt betrachtet wurden, hatte doch der Gemeindereferent Gottesdienste mit Kommunion unter beiderlei Gestalten abgehalten. Die Hostien kamen aus dem Tabernakel, aber ob er den Wein selbst konsekriert hat, weiß ich nicht. Vielleicht hielt er das auch nicht für nötig, weil es sowieso alles nur „symbolisch“ ist.
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