Oremus pro Pontifice nostro Franzisco.

Dominus conservet eum et vivificet eum

et beatum faciat eum in terra et

non tradat eum in animam inimicorum eius.

Montag, 8. November 2010

Neu gefunden zur Geschichte der Michaelsgebete (Teil III): Berichte und Vermutungen über die Vision/Audition Leos XIII

Die englischsprachige Quelle weist hin auf die römische Zeitschrift Liturgicae (V. LXIX, S. 54-60), in der 1955 ein Bericht (Latein und Italienisch) erschien, wie das Michaelsgebet entstanden war. Dort werde in Fußnote 9 auch ein Artikel aus La Settimana del Clero 1947 von Don Domenico Pechenino zitiert; dieser arbeitete in der Amtszeit Leo XIII am Vatikan und berichtet:
 „Ich erinnere mich nicht an das genaue Jahr. Eines Morgens feierte der große Papst Leo die Messe und war wie üblich bei der Danksagungsmesse anwesend. Plötzlich sahen wir, dass er den Kopf hob und auf etwas über dem Kopf des Zelebranten starrte. Er stand da bewegungslos, ohne zu blinzeln. Sein Gesicht zeigte Entsetzen und Ehrfurcht; Gesicht und Ausdruck wechselten schnell. Etwas ungewöhnliches und ernstes geschah mit ihm.
„Schließlich, als käme er wieder zu sich, klopfte er fest auf seine Hand und erhob sich. Er begab sich in sein Privatbüro. Sein Gefolge folgte besorgt und ängstlich und flüsterte:‘Heiliger Vater, geht es Euch nicht gut? Benötigt Ihr etwas?‘ Er antwortete: ‚Nichts, nichts.‘ Etwa eine halbe Stunde später, ließ er den Sekretär der Kongregation für die Riten rufen und reichte ihm ein Blatt Papier, wollte, dass es gedruckt und an alle Ordinarien der Welt verschickt werde. Was war dieses Papier? Es war das Gebet, das wir mit dem Volk am Ende jeder Messe aufsagen. Es ist die Bitte an Maria und die leidenschaftliche Aufforderung an der Fürst des himmlischen Heers (Hl. Michael: Heiliger Erzengel Michael, steh uns bei im Kampf), Gott anzuflehen, den Satan zurück in die Hölle zu schicken.“
Laut dem Artikel in Ephemerides Liturgicae schrieb Kardinal Giovanni Nasalli Rocca di Corneliano in Litteris Pastoralibus pro Quadragesima, der Satzteil „die bösen Geister, die durch die Welt streifen, um die Seelen zu verderben“ habe einen historischen Hintergrund, die auch von seinem Privatsekretär Monsignore Rinaldo Angeli oft wiederholt worden sei. Leo XIII sah tatsächlich in einer Vision, dämonische Geister, die sich über der Ewigen Stadt versammelten. Das Gebet, das die ganze Kirche sprechen sollte sei die Frucht dieses Erlebnisses. Er sprach das Gebet mit starker kräftiger Stimme: wir hörten es oft in der Vatikanbasilika. Leo XIII schrieb auch persönlich einen Exorzismus, der im Römischen Rituale eingeschlossen ist. Er empfahl, die Bischöfe und Priester sollten ihn oft in ihren Bistümern und Pfarreien lesen. Er selbst sprach ihn oft während des Tages.

Im späten 20. Jahrhundert tauchten farbigere Geschichten auf. Diesen zufolge ging Papst Leo XIII zu den Altarstufen oder stand dort, hielt aber plötzlich inne, starrte gebannt auf etwas in der Luft und brach mit einem Ausdruck des Schreckens im Gesicht zusammen. Manche sagen sogar, er schrie. Er wurde in ein anderes Zimmer gebracht, wo er zu sich kam. Eine Version erzählt es so:
Er erklärte, als er gerade vom Fuß des Altar habe weggehen wollen, habe er zwei Stimmen gehört, eine freundlich und sanft, eine rau und harsch, die vom Tabernakel zu kommen schienen. Er hörte folgendes Gespräch: …
-          Ich kann deine Kirche zerstören. …
-          Kannst du? Dann tue es. …
-          Dazu brauche ich mehr Zeit und mehr Macht. …
-          Wieviel Zeit? Wieviel Macht? …
-          75 bis 100 Jahre und mehr Macht über die, die sich selbst in meinen Dienst begeben …
-          Du hast die Zeit, du wirst die Macht haben. Tu damit, was du willst.
Eine Variante davon erschien von William Saunders 2003 im Arlington Catholic Herald vom 2. Oktober: „Papst Leo XIII (gest. 1903) hatte eine prophetische Vision über das bevorstehende Zeitalter des Leides und Krieges. Nach der Messfeier unterhielt sich der Heilige Vater mit den Kardinälen. Plötzlich fiel er zu Boden. Die Kardinäle riefen sofort nach einem Arzt. Es war kein Puls zu finden und man fürchtete, der Heilige Vater sei tot. Genauso plötzlich wachte Papst Leo auf und sagte: ‚Was für ein schreckliches Bild ich sehen durfte!‘ In dieser Vision ließ Gott Satan ein Jahrhundert wählen, in dem er sein Schlimmstes gegen die Kirche tun könne. Der Teufel wählte das 20. Jahrhundert. Der Heilige Vater war durch die Vision so bewegt, dass er das Gebet zum heiligen Erzengel Michael schrieb.”
Die zitierten Quellen:
  1. ^ Regina Coeli address
  2. ^ Feast of Saint Michael and all Angels
  3. ^ Prayers After Low Mass
  4. ^ Decree Iam inde ab anno of the Sacred Congregation of Rites of 6 January 1884, published in Acta Sanctae Sedis 16 (1884), pages 249–250
  5. ^ Allocution Indictam ante of 30 June 1930, in Acta Apostolicae Sedis 22 (1930), page 301
  6. ^ Inter Oecumenici, 48 j
  7. ^ Antony Cekada: Russia and the Leonine Prayers
  8. ^ Rituale Romanum, 6th ed. post typicam, (Ratisbon: Pustet 1898), 163*ff.
  9. ^ p.58-59, footnote nine

2 Kommentare:

  1. Danke für deine hier veröffentlichten Infos zu dem Gebet.
    Ich sehe und verstehe wohl den zeitgeschichtlichen Hintergrund, kann es aber nach wie vor auch gut vor dem Hintergrund unserer Zeit verstehen.
    Was ich noch nicht verstehe ist die Umwandlung in einen Lichtengel ´/ Engel des Lichtes. Ist das ein Wortspiel mit "lucifer"? Oder wie soll ich verstehen, dass der Teufel jetzt als "Lichtengel" umhergeht? Was meinst du?

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  2. @Katholik
    Ich stimme ganz zu, die Hintergrundinfos tun der Aktualität nicht unbedingt Abbruch.
    Ich hatte sowieso noch einen abschließenden Kommentarpost geplant. Mal sehen, wie schnell das hinkommt. Das mit dem Lichtengel erfordert schon ein paar Sätze, das will ich dann auch nicht in den Kommentaren verstecken.

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